Mittwoch, 20. März 2013

Schuldenerlaß

Ein wohlhabender irischer Großgrundbesitzer hielt den auf seinen Gütern beschäftigten Leuten einmal eine sehr originelle Predigt. Er gab an allen wichtigen Plätzen seiner weiten Ländereien folgende Meldung bekannt:

„Am kommenden Montag bin ich in der Zeit von zehn bis zwölf Uhr im Büro meines Landhauses anzutreffen. In dieser Zeit bin ich bereit, alle Schulden meiner Landarbeiter zu bezahlen. Die unbezahlten Rechnungen sind mitzubringen.“

Dieses ungewöhnliche Angebot wird tagelang zum Gesprächsstoff. Manche halten es für einen üblen Schwindel, andere vermuten einen Haken darin, denn niemals ist bisher derartiges offeriert worden. Der angekündigte Tag rückt heran. Zahlreiche Leute finden sich ein.

Pünktlich um zehn tritt der Gutsherr ein und verschwindet wortlos hinter seiner Bürotür. Niemand wagt es, einzutreten. Vielmehr diskutiert man unentwegt über die Echtheit der Unterschrift und die Motive des Chefs.

Um halb zwölf erreicht schließlich ein altes Ehepaar das Büro. Der alte Mann mit einem Bündel Rechnungen in der Hand erkundigt sich mit zitternder Stimme, ob hier die Schulden bezahlt werden.
Er wird verhöhnt: „Bis jetzt hat er noch nichts bezahlt!“
Ein anderer: „Es hat auch noch keiner versucht, aber wenn er es wirklich tut, dann kommt schnell und informiert uns.“
Dennoch wagen es die beiden Alten. Sie werden freundlich empfangen, die Beträge werden addiert und sie erhalten einem vom Gutsherrn unterzeichneten Scheck über die Gesamtsumme.
Als sie gerade voller Dankbarkeit das Büro verlassen wollen, sagt er: „Bleiben sie bitte noch bis 12 Uhr hier, wenn ich das Büro schließe.“
Die beiden Alten verweisen auf die wartende Menge da draußen, die von ihnen hören will, ob das Angebot wahr sei. Es bleibt beim strikten Nein: „Sie haben mich beim Wort genommen und die da draußen müssen das gleiche tun, wenn sie ihre Schulden beglichen haben wollen.“

Das Angebot des Gutsbesitzers galt für alle seine Leute und sein Konto reichte aus, um alle Schulden zu tilgen. Schuldenfrei wurde aber nur das eine Ehepaar, das seinem Wort vertraute.

Autor unbekannt

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