Es hatte sich herum gesprochen. Alle wussten es, nur sie, sie erfuhr es wieder einmal zuletzt. GOTT wollte bei ihr, der Anneliese, am Abend zu Besuch kommen. Sie hatte es, früh am Morgen, von ihrer Freundin beim Bäcker erfahren. Sie besucht mit ihr zusammen einen Hauskreis.
„Zu MIR?“, schrie sie laut auf, „in MEIN Haus?“
Sie packte die Beine unter die Arme und lief was sie konnte nach Hause. Anneliese rannte durch das ganze Haus. Treppe rauf, zum Dachboden, Treppe runter zum Keller.
Küche, Bad, Gäste-WC, Esszimmer, Wohnzimmer, Arbeitszimmer, Kinderzimmer, Flur, Diele – alles war irgendwie – nein, nicht schmutzig, aber „schmuddelig“.
Aber auf keinen Fall gut genug für GOTT!“
Sie kam von der Rennerei und der ganzen Aufregung ins Schwitzen und dann rief sie all ihre Freundinnen und Freunde vom Hauskreis an, ob sie nicht helfen könnten – und fing schon mal an, die Schmutzwäsche in die Waschmaschine zu packen.
„Nee, dat wird nix“, murmelte sie immer wieder – und arbeitet weiter.
In der Tat kamen tatsächlich drei Frauen aus dem Hauskreis und ein Mann, dessen Namen ihr gerade nicht einfiel – und jeder packte an, wie es nur ging. Sie schleppten die alten Zeitungen raus,
brachten alles in den Müll, was nicht mehr zu gebrauchen war, schrubbten die Fließen und putzten die Fenster, kehrten die Treppen und schlugen die Fußmatten aus. Küche und Obergeschoß waren noch lange nicht so weit.
Sie war den Tränen nahe. „Da sehnst du Dir seit vielen Jahren so einen Tag herbei, dass GOTT zu Dir zu Besuch kommt – ach, was könnten wir alles bereden! – und dann …!
Wer rechnet denn damit, dass er HEUTE kommen will!!!!“
Die Freundinnen machten nach zwei Stunden wieder den Abflug, hatten noch eine Tasse Kaffee getrunken und den mitgebrachten Kuchen gegessen und nun sah sie durchs Fenster, wie der Mann, dessen Namen ihr nicht einfiel, draußen die Mülltonnen an die Straße stellte.
„Das schaffen wir nie!“, sagte Anneliese, als er wieder zur Tür herein kam. – „Das schaffen wir!“, sagte der Mann ruhig und machte ihr Mut und so räumten sie weiter auf. Als es Abend geworden war, gingen sie zusammen in die Küche und Anneliese deckte den Tisch, während der Mann Platz genommen hatte.
„So, “ sagte sie, „jetzt sind wir doch noch fertig geworden. Jetzt kann Gott auch zu mir kommen!“ – und sie strahlte vor Freude!
„Aber ich bin doch schon die ganze Zeit da!“, antwortete der Mann.
„Komm, Anneliese, setz Dich her - und dann essen wir zusammen – und reden.“
Nach einer Geschichte von Willi Hofsümmer, übertragen von Waldemar Grab
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